🎨 Die Tücke der blauen Schatten, und wie ich mich von den Augen täuschen ließ
Ein Geständnis aus dem Atelier: Wenn Auftragskunst zum unerwarteten Abenteuer wird
Als freischaffender Künstler liebe ich die Herausforderung, die Vision meiner Kunden in einem Gemälde festzuhalten. Doch dieses jüngste Auftragswerk hat mich – und meinen Kunden – an die Grenzen unserer visuellen Wahrnehmung gebracht. Es ist eine Geschichte darüber, wie Technik, KI und das menschliche Auge in einem spannungsgeladenen Dreieck aufeinandertreffen können.
🖼️ Der Draht zur Kunst und die KI als Dolmetscherin
Mein Kunde hatte bereits ein Werk von mir und war von der Vorstellung begeistert, ein neues Bild zu besitzen, das perfekt in seine Wohnung passt. Um sich zu veranschaulichen, wie das Bild wirken würde, holte er sich einen modernen Helfer: Er ließ eine KI das Wunschbild grob generieren.
„Ich wollte nur ein bisschen ein Gefühl dafür bekommen, was ich eigentlich will...“
Doch die KI lieferte eine Version, die ihm so gut gefiel, dass er kaum noch davon abweichen wollte. Eine typische Falle! Die KI schuf eine Vorstellung, die plötzlich zur starren Vorlage wurde.
Mein Ansatz? Ich nehme grundsätzlich nicht das KI-Bild 1:1, aber wenn die Elemente, das Farbschema und die Lichtstimmung klar definiert sind, dann dient es als hervorragender Ankerpunkt. Also machte ich mich ans Werk.
🤯 Der Moment der Wahrheit: Irgendetwas stimmt nicht...
Ich malte, ich verwarf, ich malte neu. Die Farben auf meinen Monitoren wirkten perfekt. Das Blau war kräftig, die Kontraste stimmten. Doch je näher ich dem Abschluss kam, desto mehr beschlich mich ein ungutes Gefühl:
Irgendetwas stimmte nicht! Aber was?
Ich sah das Bild immer wieder auf verschiedenen Bildschirmen an. Es war frustrierend. War es nur die Künstlereigenkritik? Nein, es fühlte sich fundamental falsch an.
💡 Der technische Trumpf: Grautöne statt Blau
In meiner Verzweiflung griff ich zu einem einfachen, aber mächtigen Hilfsmittel: Ich lud die KI-Vorlage in mein Grafikprogramm und ließ die Farben auslesen.
Das Ergebnis war schockierend: Was mein eigenes Auge über die Tage hinweg als sattes, kühles Blau wahrgenommen hatten, entpuppte sich in der Analyse als... Grautöne!
Die KI hatte subtile Farbabstufungen gewählt, die mein Gehirn im Kontext der Visualisierung zu einem Blau interpretiert hatte. Das Bild konnte also gar nicht "stimmen", wenn ich versuchte, ein Graubild blau zu malen!
Die Lektion: KI ist immer nur gut, aber manchmal nützlich
Wir Künstler neigen manchmal dazu, die KI als Bedrohung oder als "schwammingen" Bereich im Urheberrecht zu sehen. Aber in diesem Fall hat mir die Technik einen unschätzbaren Dienst erwiesen.
Ich konnte das KI-Bild nutzen, um:
Missverständnisse zu klären: Was der Kunde meinte, konnte ich mir noch einmal deutlich visualisieren lassen.
Farbwerte exakt zu bestimmen: Das Auslesen der Farbcodes entlarvte die Täuschung meiner Wahrnehmung.
Praktisch zu arbeiten: Ein Blick auf Google wäre mühsamer gewesen als das schnelle Tool.
Mein Fazit: Ich werde weiterhin meine Freiheit als Künstler wahren und nicht jedem Auftrag sklavisch folgen. Aber ich habe gelernt, dass KI-Tools, auch wenn sie manchmal "nur" Bilder generieren, ein praktischer Trumpf im Werkzeugkasten sein können.